Vogelgrippe treibt Impfstoffaktien in die Höhe
Die zweite Übertragung des Vogelgrippevirus H5N1 in den USA auf einen Farmer, der engen Kontakt zu Milchkühen hatte, beunruhigt viele. Nun reagieren auch die Börsenkurse einiger Impfstoffentwickler.
Seit Ende März geht ein Gespenst um im Mittleren Westen der USA und von dort aus in immer mehr Bundesstaaten, in denen in größerem Umfang Milchviehhaltung betrieben wird. Das Vogelgrippevirus hat den Sprung auf diese Milchkühe geschafft. Fragmente davon konnten sogar in der Kuhmilch nachgewiesen werden. Damit sprangen bei den Experten die Alarmglocken an, das dortige Center for Disease Control and Prevention (CDC) wurde mit der engen Bobachtung beauftragt. Die US-Regierung wollte den Viehzuchtbetrieben bis zu 28.000 US-Dollar pro Tier zur Verfügung stellen, um Schutzmaßnahmen und Tests für das Vogelgrippevirus zu verstärken. Das Landwirtschaftsministerium hat außerdem 98 Mio. US-Dollar für die Unterstützung von Staaten bereitgestellt, die den Transport betroffener Rinder zwischen den Staaten einschränken. Die Gesundheitsbehörden kündigten an, dass sie weitere 101 Mio. US-Dollar für eine erweiterte Überwachung, Tests, Behandlungen und Impfstoffe gegen das Virus bereitstellen werden.
Das alles geschah, bevor der nun zweite Fall der Übertragung des infektiösen H5N1-Virusstammes auf einen Menschen bekannt wurde, und die Ängste vor einer größeren Verbreitung wachsen. Regierungskreise der USA führen offensichtlich Gespräche mit Impfstoffherstellern über Vogelgrippe-Impfstoffe. Da diese Gespräche wohl auch mit Herstellern von mRNA-Impfstoffen über die mögliche Produktion von H5-Impfstoffchargen laufen, die getestet und gelagert werden könnten, genießen plötzlich die aus Coronazeiten altbekannten Namen wieder größere Aufmerksamkeit.
Moderna bestätigte offiziell, dass es an diesen Verhandlungen über seinen H5-Impfstoffkandidaten mRNA-1018 beteiligt ist, den es seit vergangenem Sommer in einer Phase I/II-Studie testet. Der Impfstoff zielt auf genau den Klon des Virus ab, der für den Ausbruch bei Milchvieh verantwortlich ist. Während Modernas Aktienkurs sich seit Ende April merklich verbesserte, ist er alleine im Mai um satte 50% nach oben gezogen. Ähnliches ist bei CureVac aus Tübingen zu verzeichnen, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Doch auch hier könnte es sich bezahlt machen, dass in einer Kooperation mit GSK ein Impfstoff entwickelt wird, der neben Corona und Influenza auch das Vogelgrippevirus in einer multivalenten Vakzinierung adressiert. Bei der Mainzer BioNTech war ebenfalls in den vergangenen Tagen – mit etwas Verzögerung zu Moderna – ein deutliches Kursplus zu verzeichnen. Ob dies nachhaltig sein wird, bleibt jedoch abzuwarten, da die Mainzer den Fokus in letzter Zeit sehr stark weg von Impfstoffen auf die eigentliche Kernkompetenz im Bereich Onkologie zurückverlagert hatten.
Da nun auch in Australien ein erster Fall von Vogelgrippe beim Menschen, einem Kleinkind, nachgewiesen wurde, das sich wohl bei einem Besuch in Indien infiziert haben soll, könnte die Ausbreitung dieses Infektionsgeschehens schon in vollem Gang sein und man könnte sich an die Coronapandemie erinnert fühlen. Da die Infektion beim Menschen im Verlauf häufig zu einer Lungenentzündung führt, die schlimmstenfalls zu schwerer Atemnot und zum Tod führen kann, ist eine Beschäftigung mit Impfstrategien zumindest angeraten.